mfi - medizinische fachinformation Dr. Dr. med. Herbert Mück, Köln

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Arbeitsmuster Presseberichte

 

Gute Aussichten: Dopaminagonist
Cabergolin (Cabaseril®) in der Zulassung zur alleinigen Initialtherapie bei Parkinson

Bremen. Die Behandlung Parkinson-Kranker verfügt heute über erfreulich wirksame Optionen. Von einem einzelnen „Goldstandard“ (etwa Levodopa) kann deshalb keine Rede mehr sein, erklärte Dr. Guy Arnold (Berlin)auf dem Symposium „Morbus Parkinson und Restless Legs“. Angesichts des chronisch und individuell variierenden Krankheitsverlaufs sollten jedem Parkinson-Patienten Medikamente verordnet werden, die auf seine Situation zugeschnitten sind. Wie der Berliner Oberarzt andeutete, wird die Initialtherapie des Morbus Parkinson in Kürze um eine wesentliche Alternative reicher: Von Behördenseite ist der Zulassung von Cabergolin (Cabaseril®) zur Monotherapie im Frühstadium weitgehend grünes Licht erteilt worden.

Dopaminagonisten wie Cabergolin haben den Vorzug, weitgehend frei von den gefürchteten Komplikationen der Levodopa-Langzeittherapie zu sein. Bei vergleichbar guter Effektivität wie Levodopa verringern sie eindrucksvoll das Risiko von Freezing, Dyskinesien, Dystonien und sog. Wearing-Off. Deshalb macht es Sinn, besonders die Initialtherapie jüngerer Parkinson-Patienten mit einem Dopaminagonisten wie Cabergolin zu beginnen. Denn diese Kranken müssen mehrere Jahrzehnte nicht nur mit ihrer Grundkrankheit, sondern auch mit potentiellen Behandlungsfolgen leben. Auch eine Kombinationstherapie aus Dopaminagonisten und Levodopa kann Levodopa einsparen und dadurch das Ausmaß eines Levodopa-Langzeit-syndroms verringern. So blieben in einer Vierjahresstudie alle 76 bis dahin nur mit Cabergolin behandelten Patienten völlig frei von Freezing und Dyskinesien, während unter Levodopa rund 12 bzw. 23 Prozent der Patienten mit entsprechenden Problemen zu kämpfen hatten. Ähnlich drastisch waren die Unterschiede bei Dystonien (rund 2 Prozent gegenüber 22 Prozent) und dem Wearing-Off-Phänomen (rund 3 Prozent gegenüber 28 Prozent). Bei Patienten mit einer Kombinationstherapie aus Levodopa und Cabergolin waren die genannten Komplikationen teilweise nur halb so häufig zu beobachten wie unter Levodopa-Monotherapie.

Letztlich muss sich die Wahl der Medikation am einzelnen Patienten orientieren, betonte Dr. Arnold wiederholt. So kann die Sorge eines jüngeren Patienten um seinen Arbeitsplatz eine großzügigere Nutzung von Levodopa rechtfertigen. Auch ein langsames Voranschreiten der Grunderkrankung erweitert die medikamentösen Spielräume. Denn Spätkomplikationen sind bei langsamer Progredienz seltener zu erwarten. Wenn funktionell behinderte Patienten aus Scheu vor Nebenwirkungen um „etwas Pflanzliches“ bitten, sollte man ihnen zumindest einen probatorischen Levodopa-Test anbieten, riet der Berliner Oberarzt. Wenn sich die Betreffenden dann noch einmal körperlich normal fühlen, revidieren sie oft ihren Wunsch. Umstritten ist allerdings, ob ein einmaliger Levodopa-Test bei jüngeren Patienten nicht kontraindiziert ist, weil er Rezeptoren für Levodopa sensibilisieren könnte.

Restless legs - eine bewegende Erkrankung

Gute Aussichten eröffnet Cabergolin nicht nur für die Therapie des Morbus Parkinson, auch ein (noch) heimliches Volksleiden kann sich unter Cabergolin bessern: das „Restless Legs-Syndrom (RLS)“. Wie Prof. Dr. med. Per Odin (Marburg) in Bremen erläuterte, leiden zwischen 5 und 15 Prozent der Bevölkerung unter „ruhelosen Beinen“. Damit ist RLS höchstwahrscheinlich die häufigste Bewegungserkrankung und Schlafstörung überhaupt. Dennoch kann es viele Jahre dauern, bis eine Diagnose gestellt ist. Die Betroffenen leiden in Ruhe unter Schmerzen und Missempfindungen in den Beinen. Sie verspüren den Drang, ihre Beine zu bewegen und auf diese Weise die Beschwerden zu verringern. Typischerweise treten die Symptome abends oder nachts auf . Sie stören die Nachtruhe und führen zu chronischer Müdigkeit. Obwohl die Ursachen bis heute nicht geklärt sind, gibt es doch wirksame Behandlungsmethoden. Zu ihnen gehören Levodopa und Dopaminagonisten wie Cabergolin. Ihr Nutzen bei RLS wurde bei Parkinson-Patienten mit RLS entdeckt, deren RLS-Symptomatik sich unter der Parkinson-Medikation besserte. Besonders hilfreich erscheinen lang wirkende Dopaminagonisten wie Cabergolin, deren Effekt die ganze Nacht anhält. Dies spiegelt sich in einer vor kurzem publizierten Pilotstudie an 9 Patienten wider, deren RLS-Beschwerden sich unter Levodopa nicht ausreichend gebessert hatten. Unter ein bis vier Milligramm Cabergolin stellten dann alle Patienten eine relevante Linderung oder sogar ein vollständiges Verschwinden ihrer RLS-Symptome fest.

Prof. Odin räumte ein, dass noch viele Fragen zum RLS ungeklärt sind. Da rund 40 Prozent aller RLS-Erkrankungen vor dem 20. Lebensjahr erstmalig auftreten, fragt sich beispielsweise, wie Kinder oder Schwangere behandelt werden sollten. Sicherlich bedarf nicht schon jedes gelegentliche Beinzucken einer Therapie. Wo die Beschwerden zum Handikap werden, sollte man allerdings mit der Behandlung nicht zögern. RLS-Therapien setzen jedoch immer eine korrekte Diagnose  voraus – und diese wird weltweit offenbar noch zu selten gestellt.

Nach Beiträgen auf dem „Regionalsymposium Morbus Parkinson und Restless Legs“ sowie der begleitenden Pressekonferenz am 16.09.2000 in Bremen. Veranstalter: Pharmacia & Upjohn (Erlangen). Berichterstatter: Dr. Dr. med. Herbert Mück