Gute
Aussichten: Dopaminagonist
Cabergolin (Cabaseril®) in der Zulassung zur alleinigen Initialtherapie
bei Parkinson
Bremen. Die
Behandlung Parkinson-Kranker verfügt heute über erfreulich wirksame
Optionen. Von einem einzelnen „Goldstandard“ (etwa Levodopa) kann
deshalb keine Rede mehr sein, erklärte Dr. Guy Arnold (Berlin)auf dem
Symposium „Morbus Parkinson und Restless Legs“. Angesichts des chronisch
und individuell variierenden Krankheitsverlaufs sollten jedem
Parkinson-Patienten Medikamente verordnet werden, die auf seine
Situation zugeschnitten sind. Wie der Berliner Oberarzt andeutete, wird
die Initialtherapie des Morbus Parkinson in Kürze um eine wesentliche
Alternative reicher: Von Behördenseite ist der Zulassung von Cabergolin
(Cabaseril®) zur Monotherapie im Frühstadium weitgehend grünes Licht
erteilt worden.
Dopaminagonisten wie
Cabergolin haben den Vorzug, weitgehend frei von den gefürchteten
Komplikationen der Levodopa-Langzeittherapie zu sein. Bei vergleichbar
guter Effektivität wie Levodopa verringern sie eindrucksvoll das Risiko
von Freezing, Dyskinesien, Dystonien und sog.
Wearing-Off. Deshalb macht es Sinn, besonders die Initialtherapie
jüngerer Parkinson-Patienten mit einem Dopaminagonisten wie Cabergolin
zu beginnen. Denn diese Kranken müssen mehrere Jahrzehnte nicht nur mit
ihrer Grundkrankheit, sondern auch mit potentiellen Behandlungsfolgen
leben. Auch eine Kombinationstherapie aus Dopaminagonisten und Levodopa
kann Levodopa einsparen und dadurch das Ausmaß eines
Levodopa-Langzeit-syndroms verringern. So blieben in einer
Vierjahresstudie alle 76 bis dahin nur mit Cabergolin behandelten
Patienten völlig frei von Freezing und Dyskinesien, während unter
Levodopa rund 12 bzw. 23 Prozent der Patienten mit entsprechenden
Problemen zu kämpfen hatten. Ähnlich drastisch waren die Unterschiede
bei Dystonien (rund 2 Prozent gegenüber 22 Prozent) und dem
Wearing-Off-Phänomen (rund 3 Prozent gegenüber 28 Prozent). Bei
Patienten mit einer Kombinationstherapie aus Levodopa und Cabergolin
waren die genannten Komplikationen teilweise nur halb so häufig zu
beobachten wie unter Levodopa-Monotherapie.
Letztlich muss sich die
Wahl der Medikation am einzelnen Patienten orientieren, betonte Dr.
Arnold wiederholt. So kann die Sorge eines jüngeren Patienten um seinen
Arbeitsplatz eine großzügigere Nutzung von Levodopa rechtfertigen. Auch
ein langsames Voranschreiten der Grunderkrankung erweitert die
medikamentösen Spielräume. Denn Spätkomplikationen sind bei langsamer
Progredienz seltener zu erwarten. Wenn funktionell behinderte Patienten
aus Scheu vor Nebenwirkungen um „etwas Pflanzliches“ bitten, sollte man
ihnen zumindest einen probatorischen Levodopa-Test anbieten, riet der
Berliner Oberarzt. Wenn sich die Betreffenden dann noch einmal
körperlich normal fühlen, revidieren sie oft ihren Wunsch. Umstritten
ist allerdings, ob ein einmaliger Levodopa-Test bei jüngeren Patienten
nicht kontraindiziert ist, weil er Rezeptoren für Levodopa
sensibilisieren könnte.
Restless legs - eine bewegende
Erkrankung
Gute Aussichten
eröffnet Cabergolin nicht nur für die Therapie des Morbus Parkinson,
auch ein (noch) heimliches Volksleiden kann sich unter Cabergolin
bessern: das „Restless Legs-Syndrom (RLS)“. Wie Prof. Dr. med. Per Odin
(Marburg) in Bremen erläuterte, leiden zwischen 5 und 15 Prozent der
Bevölkerung unter „ruhelosen Beinen“. Damit ist RLS höchstwahrscheinlich
die häufigste Bewegungserkrankung und Schlafstörung überhaupt. Dennoch
kann es viele Jahre dauern, bis eine Diagnose gestellt ist. Die
Betroffenen leiden in Ruhe unter Schmerzen und Missempfindungen in den
Beinen. Sie verspüren den Drang, ihre Beine zu bewegen und auf diese
Weise die Beschwerden zu verringern. Typischerweise treten die Symptome
abends oder nachts auf . Sie stören die Nachtruhe und führen zu
chronischer Müdigkeit. Obwohl die Ursachen bis heute nicht geklärt sind,
gibt es doch wirksame Behandlungsmethoden. Zu ihnen gehören Levodopa und
Dopaminagonisten wie Cabergolin. Ihr Nutzen bei RLS wurde bei
Parkinson-Patienten mit RLS entdeckt, deren RLS-Symptomatik sich unter
der Parkinson-Medikation besserte. Besonders hilfreich erscheinen lang
wirkende Dopaminagonisten wie Cabergolin, deren Effekt die ganze Nacht
anhält. Dies spiegelt sich in einer vor kurzem publizierten Pilotstudie
an 9 Patienten wider, deren RLS-Beschwerden sich unter Levodopa nicht
ausreichend gebessert hatten. Unter ein bis vier Milligramm Cabergolin
stellten dann alle Patienten eine relevante Linderung oder sogar ein
vollständiges Verschwinden ihrer RLS-Symptome fest.
Prof. Odin räumte ein,
dass noch viele Fragen zum RLS ungeklärt sind. Da rund 40 Prozent aller
RLS-Erkrankungen vor dem 20. Lebensjahr erstmalig auftreten, fragt sich
beispielsweise, wie Kinder oder Schwangere behandelt werden sollten.
Sicherlich bedarf nicht schon jedes gelegentliche Beinzucken einer
Therapie. Wo die Beschwerden zum Handikap werden, sollte man allerdings
mit der Behandlung nicht zögern. RLS-Therapien setzen jedoch immer eine
korrekte Diagnose voraus – und diese wird weltweit offenbar noch zu
selten gestellt.
Nach Beiträgen auf
dem „Regionalsymposium Morbus Parkinson und Restless Legs“ sowie der
begleitenden Pressekonferenz am 16.09.2000 in Bremen. Veranstalter:
Pharmacia & Upjohn (Erlangen). Berichterstatter: Dr. Dr. med. Herbert
Mück |